Willkommen in der faszinierenden Welt der historischen Glaskunst
Nur wenige Gläser des römischen Reiches, des Hoch- und Spätmittelalters und der Renaissance sind unversehrt auf uns gekommen. Sie finden sich als unbezahlbare Einzelstücke in Museen oder Privatsammlungen. Die meisten Gläser, denen wir unser Wissen über die Glasmacherkunst des Mittelalters verdanken, wurden bei archäologischen Grabungen geborgen und aus vielen Fragmenten zusammengesetzt.

In Zusammenarbeit von Archäologen und Glasmachern wurden die Techniken der alten Meister wieder entdeckt. Die Sammlung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Glasrepliken legt dabei ihren Schwerpunkt auf das Gebrauchsglas der Zeit. Vom antiken Krug bis zum Trinkglas aus dem 18. Jahrhundert sind die Gläser mit Liebe zum Detail ihren historischen Vorbildern nachempfunden und werden in einer Böhmischen Manufaktur nach alter Handwerkskunst mundgeblasen. Und natürlich sind alle Gläser voll gebrauchsfähig!
Ich freue mich sehr, Ihnen eine Auswahl an rund 100 interessanten Objekten präsentieren zu können, Sammlerstücke von außergewöhnlichem Reiz und zu erstaunlich moderaten Preisen.
Lassen Sie sich einladen zu einer Reise durch 2000 Jahre Glasgeschichte!
Spätantike, Frühmittelalter
Die Erfindung der Glasmacherpfeife erfolgte wohl in Syrien in der Mitte des 1. Jahrhunderts vor Christus. Der Formenvielfalt und Produktionsmenge waren nun keine Grenzen mehr gesetzt. Nach der Eingliederung Syriens und Ägyptens ins römische Reich entstanden Werkstätten in Italien, Gallien und im Rheinland, die Glasgefäße erstmals serienmäßig als Gebrauchsgut herstellten.

Eine Standardform römischen Glases war der Enghalskrug. Die kantige, etwa 15 cm hohe Henkelflasche ist eine typische Form des 1. und 2. Jahrhunderts nach Christus. Der Henkelkrug mit formgeblasenen Kreuzrippen datiert ins 4. nachchristliche Jahrhundert. Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches übernahmen die Franken die noch existierenden Glashütten. Glasgefäße werden nun Statussymbol der Führungsschicht. Der kobaltblaue Rüsselbecher fand sich in einem fränkischen Häuptlingsgrab vom Anfang des 7. Jahrhunderts.

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Hochmittelalter
Die Kunst des Glasmachens wurde nie völlig vergessen. Die Klöster führten die Tradition durch die "dunklen Jahrhunderte", zur Herstellung farbenprächtiger Fenster ihrer Kirchen. Auch die führenden Schichten besaßen immer Trinkgläser als Zeichen ihres Reichtums. Eine größere Verbreitung erfuhr das Trinkglas im deutschen Raum aber erst wieder im 13. Jahrhundert.

Das vornehmste Stück unserer Sammlung aus dieser Zeit ist ein islamisches Goldemailglas. Gläser dieser Art entstanden in Ägypten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie wurden als begehrte Luxusartikel in Adels- und Großbürgerkreisen geschätzt, aber auch als Reliquiengefäße kostbar gefaßt. Auch heute erfordert die Herstellung dieses Glases mit mehrschichtiger Vergoldung viel Zeit, Geduld und Kunstfertigkeit.
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Für den alltäglichen Gebrauch diente der breite Becher mit Fadenauflage. Ganz offensichtlich ist seine Form vom hölzernen Daubenbecher abgeleitet, dem typischen Trinkgefäß dieser Zeit. Der Becher Nr. 39 der Sammlung ist einem Bodenfund aus der staufischen Ministerialenburg Burgthann bei Nürnberg nachgebildet, der in der ersten Hälfte des 14. Jahhunderts in den Boden kam. Auch die übrigen Glasrepliken dieser Zeit haben ihre Vorbilder aus dieser Burg. Typisch und weit verbreitet ist der Becher mit schneckenförmigen Nuppen Nr. 37. Ebenso wie der Becher mit blauen Fadenauflagen Nr. 36 ist er aus farblosem, sehr dünnen Glas hergestellt, möglicherweise in Murano/Venedig. Aus dem Spessart stammt der Becher mit konkav geschwungener Wandung Nr. 38. Diese Glashütte hatte ein weites Absatzgebiet, ähnliche Gläser fanden sich in Köln und Mainz.
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Gläser des 14. und 15. Jahrhunderts
Stangen- und Keulengläser
Neuerungen dieser Zeit sind vor allem die hohen Stangengläser aus Böhmen. Sie sind entweder leicht konisch oder keulenförmig gebaucht, die Wandung ist mit vielen kleinen, unregelmäßig geformten Nuppen, meist von einem Spiralring unten und einem Fadenring oben eingegrenzt. Sie wurden von der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts an bis zur ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hergestellt und von Böhmen über Norddeutschland bis Skandinavien benutzt, seltener dagegen im Westen und Süden Deutschlands. Die Sammlung bietet mit den Stangengläsern Nr. 2; 3; 4 und 5 einen guten Querschnitt durch diese Formengruppe. Einen Nachklang erlebt dieser Typus etwa ein Jahrhundert später in sehr ähnlichen Stangen- und Keulengläsern norddeutscher Produktion.
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Krautstrünke
Aus den dünnwandigen Nuppenbechern des 13. und frühen 14. Jahrhunderts entwickelt sich über die blaugrünen sogenannten "Schaffhauser Becher" der Krautstrunk des späteren 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Dabei wandeln sich die Nuppen allmählich von der kleinen, schneckenförmig abgedrehten zu großflächigen, spitz nach oben ausgezogenen Form. Ein sehr früher Vertreter eines Krautstrunks ist der kleine Becher Nr. 51 aus Landau, der wohl noch aus dem 14. Jahhundert stammt. Das Treuchtlinger Exemplar Nr. 74 aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erinnert nur noch mit seinem blaugrünen Glas an die Schaffhauser Gruppe. Vollentwickelte Krautstrünke der Zeit um 1500 sind dann die Becher Nr. 58 und Nr. 8 .
58
Stangengläser
Im Gegensatz zu den bauchigen Formen des Krautstrunks stehen die hohe schlanke Form der zeitgleichen Stangengläser, wie sie Nr. 7 und Nr. 9 der Sammlung darstellen.
Optisch geblasene Becher
Neben den aufwendigeren Nuppengläsern wurden massenhaft billigere sogenannte "optisch geblasene Becher" aus grünem Waldglas hergestellt. Dabei bläst man den Glaskölbel in ein gemustertes Holzmodel, dessen Muster sich dadurch auf der Wandung abdrückt. Um einen sicheren Stand des Bechers zu erhalten, drückte man den Boden nach innen hoch. Dieser Dorn erreichte besonders bei den Stücken des 16. Jahrhunderts zum Teil beachtliche Höhe.
Ein typischer Vertreter dieser Gattung ist Nr. 67. Eine etwas weniger verbreitete Variante besitzt einen gestauchten Fuß, wie Nr. 84 und der Kreuzrippenbecher Nr. 57, von dem auch eine etwas jüngere Variante Nr. 71 erhältlich ist.
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84
Flaschen.
Neben schlichten Gebrauchsformen wurden eine Vielzahl unterschiedlicher Schenk- und Trinkflaschen hergestellt. Der Name "Kuttrolf" oder "Angster" steht heute für eine ganze Gruppe von Flaschen mit engem, oft mehrröhrigem geradem oder gedrehtem Hals, kugelförmigem Körper und meist schalenartig gebildeter Mündung. Kuttrolfe mit mehrröhrigem Hals waren bis ins 17. Jahrhundert beliebt. Die Sammlung bietet einen einröhrigen (Nr. 59), einen zweiröhrigen (Nr. 60) sowie einen vierröhrigen Kuttrolf mit geradem (Nr. 20) oder gebogenen (Nr. 19) verdrehtem Hals. Das Verbreitungsgebiet dieser Flaschen war vor allem das Mittel- und Oberrheingebiet, aber auch Norddeutschland. Die Rippenflasche mit spiralförmig um den Hals gewickelten Faden (Nr. 21) ist eine böhmische Sonderform.
59, 60
19
Gläser 1. Hälfte und Mitte des 16. Jahrhunderts
Konisch ausladende Nuppenbecher
Schon im ausgehenden 15. Jahrhundert zeichnet sich eine neue Form unter den Nuppengläsern ab, die ein mehr oder weniger zylindrisches Unterteil und eine ausladende Lippe kennzeichnet. Der auch als "Berkemeyer" bezeichnete Typus ist meist recht klein, mit Nuppen am unteren Teil und einem horizontalen Faden in der Mitte, der Gefäßkörper kann formgeblasen gemustert oder glatt sein. Die Sammlung bietet mit den Nummern 10, 44, 63 und 66 eine Reihe eindrucksvoller Vertreter dieses Typs. Mit der Zeit wird das Unterteil immer kleiner, und das Oberteil ausladender und kugelig. Auch das Fußteil wird immer höher und schließlich aus einem Faden gewickelt, die Nuppen zu Beerennuppen gestempelt - der Römer ist entstanden. Die Gläser können aber auch schlanke, hohe Form annehmen wie das Glas Nr. 13, das für den Wiedertäuferfilm "König der letzten Tage " angefertigt wurde, oder das schmale Stangenglas mit Nuppen und gewickeltem Fuß Nr. 78, das einem Heidelberger Vorbild nachempfunden ist.
10
44
Gläser mit hohlen Tierkopfnuppen und Rüsseln
Diese Gruppe mit oft überbordenden und skurrilen Formen entstand hauptsächlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Wohl eines der aufwendigsten Beispiele dazu ist das Stangenglas Katalognummer 1, bei dem in mehreren Arbeitsschritten Tierkopfnuppen, hohle Rüssel und mehrere Reihen gekerbter und glatter Fadenauflagen appliziert wurden. Schlichter gibt sich das Stangenglas Nr. 11 mit 4 hohlen Bärenkopfnuppen und darunter gesetzten flachgedrückten Glastropfen. Ausgehend von der Grundform des Krautstrunks zeigt auch Katalognummer 27 vier hohle Tierköpfe zwischen zwei gekerbten Bändern. Der gesponnene Fuß verweist aber auf eine jüngere Entstehung um die Mitte des 16. Jahrhunderts.
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Gläser der 2. Hälfte des 16. Jh. und des 17. Jahrhunderts
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts ändert sich das Typenspektrum der Trinkgläser grundlegend. Der hochgestochene Boden wird durch eingestülpte, separat hergestellte Füße und umgelegte einfache oder girlandenartig durchbrochene Glasfäden als Standhilfe ersetzt. Manchmal stellte man auch eine ältere Form wie den Berkemeyer auf einen hohlen Fuß, wie bei Bestellnummer 18 nachgebildet.

Römer
Vor allem begann nun die große Zeit der Römer, die teilweise beachtliche Größe erreichen konnten. Das größte Exemplar der Sammlung, Bestellnummer 30, ist ewa 23 cm hoch und faßt gut eineinhalb Liter. Mit den Römern Nr. 14; 15; 16; 17; 32 und 79 bietet die Sammlung einen breiten Querschnitt des zeitgenösischen Formenspektrums des Alltagsglases. Um auch für den heutigen Gebrauch ein vollständiges Set zu erhalten, wurde die Kannen Nr. 80 in zeitgenössischer Form dazu entwickelt. Wir bieten Ihnen aber auch dazu passende Steinzeugkrüge.

18
79
Paßgläser
Ebenfalls neu war die Gestaltung der Stangengläser, die nun statt der Nuppen mit horizontalen, gelegentlich farbigen oder gekniffenen Fäden in regelmäßigen Abständen gegliedert wurden. Diese Paßgläser - der Name ist von pas = Maß abgeleitet - sind eine deutsche Sonderform des 16. bis 18. Jahrhunderts. Der Gefäßkörper konnnte glatt, mit formgeblasenen Rippen versehen und auch kantig ausgeführt sein. Die Größen variierten beträchtlich, von 14 cm wie beim kleinsten Beispiel der Sammlung Nr. 98 bis zu 32 cm bei den großen holländischen Paßgläsern des 17. Jahhunderts.
(Nr.25a/b; 49; 53; 54, 75, 86; 88; 98). Als Sonderform treten auch emailbemalte Stangengläser auf. Neben historischen Motiven können sie auch auf Bestellung Ihr Wappen auf einem Stangenglas mit Stülpfuß aufbringen lassen.
25a, 75, 25b
Kelchgläser
Weingläser auf hohem Fuß kommen, von Venedig ausgehend, von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an in ganz Europa in Mode. Ihre Formenvielfalt ist beträchtlich. Die Originale zu den Stücken der Sammlung stammen meistens aus Brunnen oder Latrinen der Tabórer Altstadt, wie das kleine Weinglas mit sechseckiger Kuppa mit umgelegten gekniffenen Faden und Stülpfuß Nr. 87 oder das elegant-schlichtere Kelchglas Nr. 69.

Auch Kelchgläser und Flöten mit hohlgeblasenen, balusterförmigen Füßen mit Nodus und Scheiben treten erstmals zu dieser Zeit auf. Damit ist die bis heute obligatorische Form des Wein- und Sektkelches entwickelt. (Nr. 89; 90; 91; 92)

90, 91
Vase
Das Stilleben erreicht im 17. Jahrhundert in den Niederlanden seine Blütezeit. Wir verdanken der Bildgattung viele detaillierte Abbildungen von Gläsern. Eine eigene Untergruppe bilden die Blumenstilleben. Man nutzte Trinkgläser, vor allem die großen Römer, auch gerne als Blumenvasen. Das um 1620 entstandene Blumenstück von Ambrosius Bosschaert, wohl das berühmteste Werk dieses Meisters, zeigt aber ein eigens als Vase gestaltetes Gefäß mit antikisierenden Masken und Blüten mit blauen Zentrum. Diese Kostbarkeit wurde nach dem Bild neu geschaffen (Nr. 81).
17. und 18. Jahrhundert
Emailbemalte Flaschen mit teilweise volkskundlichen Motiven sind die jüngsten Stücke der Sammlung. Sie wird natürlich ständig um neue Stücke erweitert. Wir fertigen gerne nach Ihren Vorlagen Gläser aus Ihrer Sammlung zum privaten Gebrauch oder für den Verkauf in Ihrem Museumsshop oder Einzelhandelsgeschäft.